Das fachgleiche MVZ
… statistisch gesehen


Die offizielle MVZ-Statistik der KBV weist zum Ende des letzten Jahres (2016) für das Bundesgebiet 2.490 MVZ aus. Dies entspricht einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 334 Zulassungen.

Grafik_MVZ_Zulassungen

*Grafik BMVZ: Zahl der MVZ-Zulassungen zum jeweiligen Jahresende

Während die Zuwachsraten in den Vorjahren noch bei 83 (2015), bzw. 67 (2014) MVZ gelegen haben, ist aktuell also ein überaus deutlicher Anstieg der Gründungsdynamik zu verzeichnen. Im Hintergrund steht die ab Juli 2015 neu geltende Zulässigkeit rein fachgleicher MVZ, durch die das MVZ nun auch für Ärzte zu einer überlegenswerte Alternative wurde, die dies für sich bisher ausgeschlossen hatten.

Die rein summarische Erfassung der KBV bietet keine direkten Informationen dazu, welche Fachgruppen im besonderen Maße von der Option fachgleiches MVZ Gebrauch machen. Die vorliegenden Daten lassen jedoch darauf schließen, dass bei den humanmedizinischen Fachgruppen – und bezogen auf ihre bisherige Präsenz in den MVZ – die Pathologen (+ 93%), die Orthopäden (+20%) sowie die psychologischen Psychotherapeuten (+ 22%) und die Augenärzte (+ 25%) überdurchschnittlich oft die Möglichkeit einer fachgleichen Gründung für sich genutzt haben. Dagegen nehmen sich die Hausärzte (Anstieg um 126 Häuser / Zuwachs von 11 %) und die Facharztinternisten (Anstieg um 73 Häuser / Zuwachs von 10 %) vergleichsweise unauffällig aus, da beiden Fachgruppen schon immer diejenigen waren, die in den MVZ insgesamt am meisten vertreten sind.

Zu dieser Betrachtung ergänzend hinzuzurechnen sind die zahnärztlichen MVZ – die separat von der KBV-Statistik von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung erfasst werden. Hier hat es seit dem Inkrafttreten des GKV-VSG einen regelrechten Gründungsboom gegeben. Während im Juli 2015 gerade mal 28 MVZ, in denen auch Zahnärzte tätig waren, bestanden, ist diese Zahl allein im Herbst 2015 um 59 Häuser gestiegen. Ein Jahr später waren bereits 288 MVZ mit Zahnarztbeteiligung zugelassen, wobei es sich bei beinah allen Neugründungen um fachgleiche MVZ handelt.

In der regionalen Perspektive fällt die sehr ungleiche Verteilung der Neugründungen des Jahres 2016 auf. Obwohl der ewige Spitzenreiter Bayern mit insgesamt 485 MVZ (+74) weiter vorn bleibt, wird er bei den Neugründungen von Nordrhein überholt, das sich mit 82 Neuzulassungen insbesondere auch von der Schwester-KV Westfalen-Lippe (+16) deutlich abhebt. Insgesamt entfallen 47 % aller Neugründungen auf Bayern oder Nordrhein. Erst mit weitem Abstand folgt Niedersachsen als ‚Drittplazierter‘ mit 32 neuen MVZ.

Bezogen auf die Trägerschaft ist zu vermerken, dass die fachgleichen Neugründungen vor allem eine Entwicklung der Vertragsärzte darstellen. Zwar nimmt auch die Zahl der krankenhausgetragenen MVZ weiter zu (+100, bzw. 11%). Dennoch ist die starke Dynamik der Neuzulassungen des Jahres 2016 vor allem den MVZ in vertragsärztlicher Trägerschaft (+23 %) zuzuschreiben, wodurch in der Gesamtbetrachtung der Anteil der Vertragsarzt-MVZ an allen MVZ (von 40 auf 43 %) erstmals seit mehreren Jahren wieder gestiegen ist.

FAZIT
Der Trend zur MVZ-Gründung ist seit 2004 ungebrochen. Die Veränderungen durch das VSG haben diesem Trend – wie zu erwarten war – jedoch einen völlig neuen Drive gegeben, der sich momentan weder in der regionalen, noch in der fachgruppenspezifischen Betrachtung eindeutig erklären lässt.

* Alle Angaben beziehen sich auf die von KBV und KZBV
veröffentlichten MVZ-Statistiken mit Stand zum 31.12.2016, bzw. der Vorjahre.


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